Kloster und Schloss Salem, Plan der Obst- und Weintour, Station 5

KLEINE OBST- UND WEINTOUR: Station 5Die ehemalige Obstwiese

Das Kloster Salem betrieb wohl schon seit dem Mittelalter Obstbau. Unter Abt Anselm II. Schwab erfuhr die Obstkultur im 18. Jahrhundert einen Aufschwung. Im neu angelegten Baumgarten wurden 400 Obstbäume gepflanzt.

Kloster und Schloss Salem, Kupferstich von Göz & Klauber von 1738 nach einer Zeichnung von Johann Georg Brueder
Kloster und Schloss Salem, Detail des Kachelofens im Speisesaal
Kloster und Schloss Salem, Wiese

Wo sich heute eine Wiese befindet, war früher der Obstgarten. Die Kacheln des Ofens im Sommerrefektorium aus dem Jahr 1733 zeigen Szenen aus dem Leben der Zisterziensermönche.

OBSTANBAU ZU KLOSTERZEITEN

Wo heute Wiese ist, standen früher einmal Obstbäume. Zahlreiche Obstgärten umgaben die Klosteranlage und wurden von einem entsprechend ausgebildeten „Pater Pomarius“ (Obstmeister) betreut. Belegt sind unter anderen die Anpflanzung von Birnen, Nüssen, Kirschen, Quitten, Steinobst, Pflaumen, Kastanien, Feigen und Mandeln und der „Salemer Klosterapfel“. Im westlichen Teil dieses Obstgartens stand zu Klosterzeiten ein Obsthaus mit einer Obstdarre. Hier wurden die Früchte nicht nur gelagert und verarbeitet, sondern in der Darre auch gedörrt, das heißt getrocknet. Das Obst wurde in Kloster Salem für den Eigenverzehr gebraucht, als Handelsware verkauft und gelegentlich auch einmal als Geschenke genutzt. So ist zum Beispiel belegt, dass in Meersburg Salemer Birnen als Gastgeschenk überreicht wurden.

THEODOR POPELE UND SEIN OBSTBUCH

Philipp Theodor Popele (1756-1843) war Bursamtsschreiber des Klosters und wurde nach der Säkularisation 1802 in die Dienste des Hauses Baden übernommen. In seinem 1779 entstandenen Obstbuch – heute in Privatbesitz – zeichnete er liebevoll und detailreich rund 400 Obstsorten, die damals rund um den Bodensee angebaut wurden. Er erläuterte dabei ebenso die Reifezeit, Haltbarkeit und das Aussehen der Früchte. Die Namen der Obstsorten wurden des Handelsmarktes wegen auch in Deutsch, Französisch und Englisch aufgeführt. Das Obstbuch ist heute eine einzigartige Quelle zur Obstbautradition der Region.

Ansicht aus dem Obstbuch von Philipp Theodor Popele, 1779
Ansicht aus dem Obstbuch von Philipp Theodor Popele, 1779
Ansicht aus dem Obstbuch von Philipp Theodor Popele, 1779

Ansichten aus dem illustrierten Obstbuch geschaffen von Philipp Theodor Popele, 1779.

NACHDEM DAS KLOSTER ZUM SCHLOSS WURDE…

Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster Salem 1802 aufgelöst und die Abtei gelangte in den Besitz des Hauses Baden – aus dem Kloster wurde ein markgräfliches Schloss. Da die badischen Hofgärtner zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Gehölze der Obstgärten in der Mehrzahl als minderwertig einstuften, richtete man zur Aufzucht hochwertiger Obstsorten und von Ziergehölzen Baumschulen ein. Die Obstgärten wurden mit neuen Sorten bestückt. In manchen Bereichen der Schlossanlage richtete man Mitte des 19. Jahrhunderts auf Anordnung des Markgrafen Maximilian von Baden (1796 – 1882) umfangreiche Spalierobstanlagen ein.