Donnerstag, 18. August 2022

Altes Schloss Hohenbaden, Baden-Baden | Allgemeines 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – ein wirkungsvolles Jubiläumsjahr

Deutschlandweit wurde in diesem und letztem Jahr mit einem großen Jubiläumsprogramm an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg haben das Thema aufgegriffen und sich auf Spurensuche in den Monumenten gemacht. Recherchen brachten bisher unbekannte und oftmals erschütternde Details zutage. Die Veranstaltungen der Staatlichen Schlössern und Gärten wurden sehr gut angenommen.

FESTJAHR 2021/2022: „1700 JAHRE JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND“

Der offizielle Start ins Festjahr erfolgte am 21. Februar 2021 mit einem Festakt. Junge Jüdinnen und Juden erzählten von ihren Perspektiven, von ihrem Blick auf die Vergangenheit und von ihren Erwartungen in die Zukunft. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens betonten die Bedeutung einer gemeinsamen Zukunft – gerade in Zeiten wachsender Anfeindungen. Schirmherr des Festjahres ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auf Wunsch des Vereins „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ wurde das Festjahr bis zum 31. Juli 2022 verlängert.

 

JÜDISCHES LEBEN SICHTBAR MACHEN

Jüdisches Leben zu würdigen und jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen, sehen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg als ihre Aufgabe. Die 1700-jährige Geschichte der Juden in Deutschland ist geprägt von Phasen der Ausgrenzung und der Ausweisung bis zum Holocaust in der Zeit des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Zahlreiche Veranstaltungen beleuchteten die wechselvolle Geschichte. Ins Zentrum des Festjahres stellte die badenwürttembergische Landesregierung die Vermittlung und die positive Akzentuierung von vielfältigem jüdischem Leben heute sowie der 1700-jährigen jüdischen Geschichte und Kultur auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Zugleich war und ist es wichtig, dem wiederauflebenden Antisemitismus in Europa entgegenzuwirken. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg machten sich auf eine Spurensuche in den Monumenten des Landes.

 

DER EUROPÄISCHE TAG DER JÜDISCHEN KULTUR 2021

Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur, der jährlich am 5. September in rund 30 Ländern stattfindet, war der Anlass, an die Beiträge und Leistungen des Judentums in Vergangenheit und Gegenwart zu erinnern. Die Staatlichen Schlösser und Gärten beteiligten sich mit der Sonderführung „Vom Leben und Schicksal jüdischer Familien“ in Mergentheim. Ausgehend vom Residenzschloss des Deutschen Ordens wurden wichtige Orte jüdischer Geschichte in der Altstadt Mergentheims besucht. Der Erfolg der Führung zeigte sich in der großen Nachfrage: Für den unerwarteten Zuspruch arrangierten die Staatlichen Schlösser und Gärten einen zweiten Termin.

 

SYNAGOGE IM ZIRKELBAU DES SCHWETZINGER SCHLOSSES

Einen Platz in der Gesellschaft zu haben, war und ist ein Anliegen vieler Jüdinnen und Juden in Deutschland. Die jüdischen Gläubigen benötigen einen Raum, um Riten der jüdischen Religion ausüben zu können. Einer dieser Orte ist die Synagoge. Dieses Gotteshaus ist ein zentraler Raum der jüdischen Kultur. Hier wird gefeiert, gelernt und gelehrt, diskutiert und gebetet. Die Errichtung eines solchen Gebäudes war in den letzten 1700 Jahren abhängig von der Erlaubnis der Regierenden. Ein Blick nach Schwetzingen zeigt, dass die dortige jüdische Gemeinde einen besonderen Raum erhielt, den sie am 22. Januar 1898 bezogen hat. Dieser Betsaal war im nördlichen Zirkelbau der ehemaligen kurfürstlichen Sommerresidenz. Zunächst war der Umzug als Provisorium gedacht, um die Zeit bis zum Bau einer Synagoge zu überbrücken. Letztendlich konnte die jüdische Gemeinde Räume im Schloss mit einer kurzen Unterbrechung im Ersten Weltkrieg bis 1933 nutzen. Dann nahmen die Nationalsozialisten den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern alle Rechte, die sie seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts zugesprochen bekommen hatten. Die Gemeinde verlor ihren Betsaal im Schloss. Inzwischen gibt es wieder Synagogen in Deutschland: In Baden-Württemberg zum Beispiel in Stuttgart, Baden-Baden, Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Lörrach, Freiburg im Breisgau, Pforzheim, Emmendingen, Ulm und Konstanz.

 

AUSBLICK – JÜDISCHES LEBEN NICHT NUR IM FESTJAHR

Das jüdische Leben soll nach dem Festjahr 2021/2022 einen festen Platz in den Veranstaltungen der Monumente haben, die von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut werden. Das Programm lädt die Gäste ein, weiterhin nach Spuren der Jüdinnen und Juden zu suchen, die in Baden-Württemberg und Deutschland gelebt haben. Spuren haben sie in jedem Fall hinterlassen, auch wenn versucht wurde, das jüdische Leben und Wirken auszulöschen. Das soll niemals vergessen werden. Das Festjahr 2021/2022 richtet den Blick auf die bisherige gemeinsame Geschichte und vor allem auf das Gute, das gemeinsam erreicht worden ist und erreicht werden kann: friedvolles Miteinander, ehrliche Versöhnung, gegenseitige Achtung und wertvolle Unterstützung.

 

SERVICE

Jubiläumsjahr 2021/2022: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

1700 JAHRE JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND

In einem Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321 findet sich die erste Erwähnung von Juden, die im Gebiet des heutigen Deutschlands leben, in der damaligen römischen Stadt Köln. Im Festjahr 2021/2022 soll auf vielfältige Art an das jüdische Leben in Deutschland erinnert werden: Zahlreiche Monumente in Baden-Württemberg bieten Gelegenheit dazu, sich auf Spurensuche von 1700 Jahren gemeinsamer Geschichte zu begeben.

 

SPUREN UND ZEUGNISSE JÜDISCHEN LEBENS IN DEUTSCHLAND

Baden-Württemberg: Karoline Kaulla

Botanischer Garten Karlsruhe: Friedrich Weinbrenner

Festungsruine Hohenneuffen: Joseph Süß Oppenheimer

Schloss Bruchsal, Schloss Mannheim: Catharina Treu

Schloss Mergentheim: Simon Baruch, Felix und Hermann Fechenbach

Schloss Schwetzingen: Synagoge im Zirkelbau

 

ADRESSE

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Schlossraum 22a

76646 Bruchsal

Telefon +49(0)72 51.74-27 70

www.schloesser-und-gaerten.de

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