Der Dreikönigstag und der Salemer Marienaltar von Bernhard Strigel
Die Heiligen Drei Könige gehören zu den bekanntesten und populärsten Gestalten der christlichen Tradition. Der biblischen Erzählung zufolge wurden sie durch den Stern von Bethlehem zu Jesus geführt. Ihnen ist das Fest der „Erscheinung des Herrn“ am 6. Januar gewidmet – besser bekannt als Dreikönigstag. Die prominenten Könige nehmen auch in Salem einen herausragenden Platz ein: auf dem Marienaltar, den der Maler Bernhard Strigel schuf. Strigels Marienaltar zeigt eine Besonderheit: Beim genauen Hinsehen entdeckt man, dass einer der Weisen aus dem Morgenland niemand anderes als Kaiser Maximilian ist. Nach einer wechselvollen Geschichte fand das Werk vor wenigen Jahren wieder seinen Platz in Kloster Salem.
DIE WEISEN AUS DEM MORGENLAND
Die Geschichte der Heiligen Drei Könige findet sich in der Bibel: Im Matthäus-Evangelium sind Sterndeuter aus dem Morgenland erwähnt. Sie kommen nach Bethlehem, geführt durch einen Stern, der die Geburt eines Königs ankündigen soll. Daher ziehen sie auch zuerst nach Jerusalem, in die Hauptstadt. König Herodes empfängt sie. Allerdings will er, misstrauisch wegen der Verheißung eines neuen Königs, dass die Sterndeuter zu ihm zurückkommen, wenn sie sie das Kind gefunden haben. Die aber verlassen das Land nach dem Besuch beim neugeborenen Christusknaben, ohne dem König Bericht zu erstatten – und tauchen in der Bibel nicht weiter auf.
VOLKSTÜMLICHE GESTALTEN
Die Sterndeuter wandeln sich schon im frühen Christentum, werden zu drei Personen, die schließlich sogar Namen erhalten: Caspar, Melchior und Balthasar. Teilweise werden die drei Männer den drei Lebensaltern zugeordnet. Schließlich wird König Balthasar, der gelegentlich auch einfach nur einen dunklen Bart hat, zum dunkelhäutigen König. Die Kirche macht die biblischen Figuren zu Heiligen – und ihre Beliebtheit lässt sich schnell an den vielen Darstellungen in der Kunst und im Brauchtum ablesen.
DER FEIERTAG
Am 6. Januar wird das „Dreikönigsfest“ oder der „Dreikönigstag“ gefeiert. Die eigentliche Bezeichnung dieses Festes ist „Erscheinung des Herrn“ oder „Epiphanie“. Die Kirche feiert an diesem Tag das Sichtbarwerden der Göttlichkeit Jesu in der Anbetung durch die drei Weisen. Bis heute werden am Dreikönigstag Häuser gesegnet. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Segen der Heiligen Drei Könige Haus und Hof vor Unheil bewahrt. Die sogenannten „Sternsinger“ ziehen noch heute immer am 6. Januar von Haus zu Haus, bitten um Gaben und schreiben an die Haustürrahmen die Jahreszahl und die Anfangsbuchstaben des lateinischen Segensspruches „Christus Mansionem Benedicat“, zu Deutsch: „Christus segne dieses Haus“. Diese Buchstaben werden auch häufig mit den Namen der Heiligen Drei Könige in Verbindung gebracht: Caspar, Melchior und Balthasar.
IN DER NÄHE DES KAISERS
Bernhard Strigel, der Maler des Salemer Marienaltars, war damals Hofmaler von Kaiser Maximilian I. – ein Titel, den nach ihm auch der heute bekanntere Albrecht Dürer erhalten sollte. Der prachtvolle Marienaltar zeigt seine Meisterschaft eindrucksvoll. Während das Zentrum von der geschnitzten Darstellung des Marientodes beherrscht wird, entfaltet der Hofmaler auf den Seitenflügeln seine virtuose Kunst. Die linke Tafel zeigt die Geburt Christi im Stall zu Bethlehem, rechts die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige. Bei der nächtlichen Geburt im Stall macht Strigel das Kind in der Krippe zum leuchtenden Mittelpunkt der Darstellung: Strigels Kunstwerk ist das älteste erhaltene Nachtbild deutscher Malerei. Auf der rechten Tafel erkennt man deutlich in einem der Weisen aus dem Morgenland den Kaiser, herausgehoben durch seine Kleidung in prachtvollem Gold mit schwarzem Barett und zu identifizieren durch sein bekanntes Profil. Strigel verewigte Maximilian, den Beschützer des christlichen Glaubens, als frommen Christen im Bild. Und in Salem, dem reichsunmittelbaren Kloster, das nur den Kaiser als weltlichen Herrn über sich anerkannte, war diese Darstellung durchaus programmatisch gemeint.
EIN MEISTERWERK DER KUNST
Der Marienaltar mit seinem fein abgestimmten Bildprogramm ist ein Meilenstein deutscher Malerei am Ende des Mittelalters. Nach einer wechselvollen Geschichte fand Strigels Altar 2014 wieder seinen Weg nach Salem. Dort bildet er das Herzstück des Klostermuseums, das die reiche Geschichte eines der bedeutendsten Klöster Süddeutschlands aufzeigt. Das Klostermuseum ist ganzjährig geöffnet – auch im Winter, an Wochenenden und Feiertagen von 11.00 bis 16.30 Uhr.
Service und Information
Kloster und Schloss Salem
Klostermuseum
ÖFFNUNGSZEITEN
4. November bis 27. März
Sa, So, Feiertag 11.00 Uhr – 16.30 Uhr
PREIS
Erwachsene 5,00 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder (6-15 Jahre) frei
INFORMATION
Kloster und Schloss Salem
88682 Salem
Telefon +49(0)75 53.9 16 53 - 36
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