EIN KÜNSTLER SONDERSGLEICHEN
Abt Johannes II. Scharpfer investierte eine beträchtliche Summe in das Kunstwerk für die neue Marienkapelle Salems: Gegen den Preis von 150 Gulden und fünf bis sechs Wagenladungen Wein – die erstaunliche Menge von 10.000 Litern – sollte Bernhard Strigel einen Altar bis zum 16. Oktober 1507 liefern. Dass Wein als Zahlungsmittel eingesetzt wurde, war damals nichts Ungewöhnliches. Aber selbst für eines der reichsten Klöster Süddeutschlands war dies kein kleiner Betrag. Allerdings engagierte der Salemer Abt auch keinen unbedeutenden Maler, sondern einen der bekanntesten Künstler der Zeit: Strigel war damals Hofmaler von Kaiser Maximilian I., ein Titel, den nach ihm auch der heute bekanntere Albrecht Dürer erhalten sollte.
IN DER NÄHE DES KAISERS
Der prachtvolle Marienaltar belegt eindrucksvoll, dass Strigel seinen Preis wert war. Während das Zentrum von der geschnitzten Darstellung des Marientodes beherrscht wird, entfaltet der Hofmaler auf den Seitenflügeln seine virtuose Kunst. Die linke Tafel zeigt die Geburt Christi im Stall zu Bethlehem, rechts die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige. Bei der nächtlichen Geburt im Stall macht Strigel das Kind in der Krippe zum leuchtenden Mittelpunkt der Darstellung: Strigels Kunstwerk ist das älteste erhaltene Nachtbild deutscher Malerei. Auf der rechten Tafel erkennt man deutlich in einem der Weisen aus dem Morgenland den Kaiser, herausgehoben durch seine Kleidung in prachtvollem Gold mit schwarzem Barett und zu identifizieren durch sein bekanntes Profil. Strigel verewigte Maximilian, den Beschützer des christlichen Glaubens, als frommen Christen im Bild. Und in Salem, dem reichsunmittelbaren Kloster, das nur den Kaiser als weltlichen Herrn über sich anerkannte, war diese Darstellung durchaus programmatisch gemeint.
EIN MEISTERWERK DER KUNST
Der Marienaltar mit seinem fein abgestimmten Bildprogramm ist ein Meilenstein deutscher Malerei am Ende des Mittelalters. Nach einer wechselvollen Geschichte fand Strigels Altar 2014 wieder seinen Weg nach Salem. Dort bildet er das Herzstück des Salemer Klostermuseums, das die reiche Geschichte eines der bedeutendsten Klöster Süddeutschlands präsentiert. Das Klostermuseum ist ganzjährig geöffnet: in der Sommersaison täglich, ab dem 4. November an Wochenenden und Feiertagen von 11.00 bis 16.30 Uhr.
SERVICE UND INFORMATION
Kloster und Schloss Salem
Klostermuseum
ÖFFNUNGSZEITEN
Noch bis 3. November
Mo–Sa 10.00 – 18.00 Uhr
So, Feiertag 10.30 – 18.00 Uhr
4. November bis 27. März
Sa, So, Feiertag 11.00 Uhr – 16.30 Uhr
Preis: Erwachsene 5,00 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder (6-15 Jahre) frei
INFORMATION UND ANMELDUNG
Kloster und Schloss Salem
88682 Salem
Telefon +49(0)75 53.9 16 53 - 36
schloss@salem.de